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Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung

Rassismus & Entsolidarisierung

924 Übergriffe auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte wurden im Jahr 2015 laut Bundeskriminalamt verübt. Teile der deutschen Bevölkerung reagieren auf die  jüngsten Migrations- und Fluchtbewegungen mit Haltungen und Praktiken der Entsolidarisierung. Die „Willkommenskultur“, die von der praktischen Unterstützung von und Solidarität mit Geflüchteten getragen wurde, wird zunehmend von einer erstarkenden „Ablehnungskultur“ herausgefordert. Diese  manifestiert sich in erstarkenden Abwehrhaltungen gegenüber verschiedenen sozialen Gruppen, unter anderem gegenüber Geflüchteten und Muslim_innen, rassistischen Übergriffen und Anschlägen sowie im Aufstieg der AfD. Dabei ordnen sich rassistische Verhältnisse, Bewegungen und Diskurse neu an.

Um diesen aktuellen Umschwung zu erfassen und zu begreifen, ist eine systematische Aufarbeitung und Aufbereitung existierender Wissensbestände zu Rassismus erforderlich. Wann und wie haben sich Stereotype, Diskurse, Rassismen seit den 1970er Jahren in Deutschland verändert? Welche historischen Ereignisse waren hierbei zentral, welche diskursiven Knotenpunkte und Konjunkturen können identifiziert werden?

Ziel des Projekts ist einerseits eine Übersicht über zentrale Zugänge zum Wissenschaftsfeld der Rassismusforschung zu schaffen, die zum Aufbau eines Forschungsclusters Rassismus beitragen kann. Andererseits soll eine Vernetzung relevanter Akteur_innen aus Wissenschaft, Förderlandschaft und Zivilgesellschaft in einem bislang in Deutschland schwach institutionalisierten und häufig marginalisierten Feld ermöglicht werden.

Mixed-Method-Design

1. Field-mapping

Zunächst führen wir eine systematische Literaturrecherche zu bestehender  Forschung und eine Analyse der Förderlandschaft und institutioneller Netzwerke in Deutschland durch. Wissenschaftler_innen aus diversen Forschungsbereichen sollen dabei als relevante Protagonist_innen der Rassismusforschung in Deutschland identifiziert werden.

2. Interviews

Wir befragen die ausgewählten Expert_innen in problemzentrierten Interviews zu vier Themengebieten. Zum einen geht es um biografische und gesellschaftspolitische Einschnitte, die zu einem Interesse an der Erforschung von Rassismus geführt haben. Weiterhin ermitteln wir die Historie der deutschsprachigen Rassismusforschung: Welche Akteur_innen, Publikationen, Verlage, Institutionen und Förderungen prägten und prägen das Feld? Unter welchen konjunkturellen Bedingungen entwickelte sich der Forschungsstrang? Davon ausgehend stellen sich Fragen nach den Konturen der Rassismusforschung. Es sollen Herausforderungen und Hindernisse,  analytische Erkenntnisse, Ersatzbegriffe und Desiderata genauso untersucht wie der Versuch einer Definition von Rassismus unternommen werden. Abschließend werden Teilnehmer_innen gebeten zu beurteilen: Was muss eine Rassismusforschung auf Höhe der Zeit leisten?

3. Fokusgruppen Diskussionen

Die Ergebnisse der Forschung werden im Rahmen eines internen Workshops und einer anschließenden öffentlichen Podiumsdiskussion am 02.12.2016 in Berlin präsentiert und gemeinsam mit Expert_innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Fördergebern diskutiert. Ein Thesenpapier zum Stand sowie zu den Herausforderungen der Rassismusforschung dient als Diskussionsgrundlage und mündet in einer Handreichung für politische Entscheidungsträger.

 

 

Hier finden Sie einen Video-Mitschnitt der Arbeitstagung "Willkommen in der Ablehnungskultur? Rassismus und Entsolidarisierung in Deutschland – Diagnosen, Perspektiven, Gegenstrategien"