Generation Nachhaltigkeit

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Zwischen nachhaltigem Lebensstil und Aufstieg. Junge Engagierte in nachhaltigkeitsrelevanten Bereichen

Freitag, 18.06.
9.30 - 10.50
Sektion: Sozial
Block: Generation Nachhaltigkeit

Julia Manske, Ludwig-Maximilians-Universität München

Abstract

In meiner Magisterarbeit habe ich mich mit dem Zusammenhang von Engagement und nachhaltigen Lebensstil auseinandergesetzt. Auf der Basis eines kulturwissenschaftlichen qualitativen Forschungsparadigmas standen im Zentrum meiner Arbeit junge Studenten, die sich in Vereinen oder NGOs engagieren und versuchen, die dort propagierten Komponente der Nachhaltigkeit auf ihren Lebensstil und ihre berufliche Laufbahn zu übertragen.

Während lange Zeit die breite Bevölkerung vor allem als Opfer der Umweltverschmutzung angesehen wurde, hat sich dieser Trend in den 90er Jahre gewandelt. Politische Institutionen und Wirtschaft waren nicht länger allein Schuldige an Klimawandel und Katastrophe und der Blick richtete sich zunehmende auf die privaten Haushalte. In diesem Zusammenhang widmete sich der wissenschaftliche Diskurs dem Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Handeln. Forschungsergebnisse zeigten eine erhebliche Diskrepanz zwischen Umweltbewusstsein/-wissen und Umwelthandeln auf.

Dennoch, es gibt durchaus schon Menschen, die ihr Bestes geben, um eben dieser Diskrepanz entgegen zu wirken. Auch in der Generation der Studenten und Berufseinsteiger, gibt es trotz Bewerbungscasting und Lebenskämpfen immer wieder Personen, die ihr Potential nutzen, um sich für eine bessere Welt zu engagieren. Dabei erkennen sie die Relevanz, bei sich selber anzufangen. In meiner Arbeit habe ich versucht auf der Basis der Lebensstilforschung, zu erkennen, was diese Menschen ausmacht, welcher Habitus ihnen innewohnt. Darüber hinaus wurde überprüft, wie sich dieser Habitus auf Geschmackswelt und Praktiken, das heißt auf einen expliziten Lebensstil auswirkt. Auch das Engagement und die Übertragung der dort vermittelten Werte und Normierung ist dabei von Bedeutung. In diesem Zusammenhang lassen sich verschiede Normierungsmechanismen erkennen, die die Überwindung der Diskrepanz hin zu nachhaltig-relevanten Handeln erklärbar machten.

Darüber hinaus ergeben sich für meine Akteure aber auch diverse Probleme und eine Art innere Zerrissenheit, zwischen ihren Einstellungen und Werten und den Bedürfnissen eines jungen Menschen. Die jungen Engagierten, denen in gewisser Weise viele Möglichkeiten offen stehen, da ihr Wissen über Nachhaltigkeit auch einen Wettbewerbsvorteil darstellt, müssen auf der anderen Seite diese Möglichkeiten immer wieder mit ihren Werten und Idealen abgeglichen werden.

Zwischen Fragen, ob man sich für eine großen Konzern bewerben sollte, der gegebenfalls die CSRAbteilung lediglich als Marketingsrategie nutzt und Antworten wie, dass Menschen mit nachhaltigen Denkweisen irgendwann in den richtigen Chefetagen sitzen sollten, muss ständig ausgehandelt werden. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erschweren es den jungen Engagierten weiterhin wichtige Positionen einzunehmen, bzw. innerhalb dieser Positionen den Visionen zu erfüllen und sich treu zu bleiben. Meine Arbeit nimmt sich dieser Oszillation zwischen ‚Öko‘-Lebensstil, Normierungsprozessen und möglichen Aufstieg dieser – hoffentlich – neuen Elite an.